Nachlese: Wissenschafts-Bürgerdialog: Kreuz- und Quergedacht

Bürgerdialog zum Thema: Strombezug – auch zukünftig stabil und bezahlbar?

Wenn Kraftwerkstechniker*innen, Greenpeace und Bürger*innen beim „Bürgerdialog“ diskutieren.

Bleibt der Strombezug stabil und bezahlbar? – Der Bürgerdialog ging dieser Frage nach. Mit großem Interesse! Über 70 Gäste wählten sich zu dem hochaktuellen Thema „Strombezug – auch zukünftig stabil und bezahlbar?“ beim „Wissenschafts-Bürgerdialog: Kreuz- und Quergedacht“ am 19. Januar 2022 online ein.

Gleich zu Beginn bat der Moderator Cornelius Pollmer um ein Bild von der Stimmungslage unter unseren Gästen zum Thema Kohleausstieg: Demnach stimmten 40 Prozent der Teilnehmenden für einen Ausstieg bis zum Jahr „2038“, 35 Prozent sprachen sich für „nach 2038“ und 14 Prozent zum Jahr „2030“ aus. Neun Prozent gaben „gar nicht“ an. Nach dieser – man möchte sagen „typisch Oberlausitz eher konservativen“ – Bestandsaufnahme ging es nun ans Eingemachte.

Der erste Pflock war schnell gesetzt: Kerstin Doerenbruch, ehrenamtliche Sprecherin von Greenpeace Berlin, gesellte sich zu den 14 Prozent aus der Umfrage und plädierte in ihrem Eingangsstatement für einen deutschen Ausstieg aus der Kohle bis 2030. Professor Tobias Zschunke von der HSZG wollte sich nicht festlegen und mahnte einen globaleren Blick auf die Dinge an. Er bestätigte aber die Ansicht, dass der Umbau auf eine CO2-arme Energiewirtschaft große Chancen für die Lausitz biete.

Screenshot der Bürgerdialog Videokonferenz mit Veranstlatungsankündigung

Klimawandel und Erneuerbare Energien im Bürgerdialog

Während der anderthalb stündigen intensiven Diskussion plädierte Frau Doerenbruch dafür, lieber heute 30 Milliarden in Maßnahmen gegen den Klimawandel zu investieren, als 30 Milliarden in Folgeschäden von Unwetterereignissen zu versenken (siehe Überflutungen im Ahrtal). Wir dürfen Kippunkte in Ökosystemen, wie zum Beispiel das Auftauen der Permafrostböden, nicht verpassen, weil dann in Zukunft die Anpassungskosten noch viel teurer würden. Zudem sehe sie eine große Verpflichtung gegenüber unseren Folgegenerationen.

Dem häufig vorgebrachten Argument in den Medien, dass bei der Wende von Kohleverstromung hin zu Erneuerbaren mehr Arbeitsplätze verlorengehen, als neue entstehen, hielt sie das Zitat eines ENBW-Managers entgegen, demnach erstaunlich viele Mitarbeitende die Transformation mitgehen. Zudem betonte sie, es bestehe noch hohes Entwicklungspotential bei Speichern – da könnten sich die Kohlekonzerne transformieren und investieren.

Prof. Zschunke aus dem CCL Versorgungsinfrastruktur machte aus seiner Sicht auf wichtige Perspektiven aufmerksam: Die Kohleverstromung „lenke“ 1,5 bis 2 Milliarden Euro in die Lausitz, er betonte aber auch, dass unabhängig vom Kohle-Thema, die Lausitz entwickelt werden sollte. Der Paradigmenwechsel auf CO2-arme/neutrale Prozesse biete dafür eine Riesenchance.

Zu Nachfragen bezüglich Versorgungssicherheit/Blackout-Gefahr sieht er zwei Ebenen: Eine Dunkelflaute – also kein Wind und kaum Sonne für mehrere Tage – wirke auf der Langzeitebene, dazu komme die durch Erneuerbare Energien anspruchsvoller werdende Steuerung von Last und Angebot auf der Stunden- und Minutenebene.

„Energiewende“ als Chance

Fazit der Diskussion: Sowohl Frau Doerenbruch als auch Prof. Zschunke sehen Chancen in einer „Energiewende“ und teilen die Einschätzung, dass es noch Herausforderungen zu bewältigen gibt (Speicher, Dunkelflaute). Die Meinungsunterschiede liegen eher in der Einschätzung der zeitlichen Umsetzbarkeit und der Motivation.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf den Seiten der Hochschule Zittau/Görlitz.

veröffentlicht am 17.02.2022,

Veröffentlichungsdatum

17.02.2022

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