Mähroboter adé: Workshop zur traditionellen Mahd mit der Sense

Am 4. Juni 2025 fand anlässlich des Hochschulfestes der HTWD, dem Dies Academicus, zum zweiten Mal ein Workshop zur Mahd mit der Sense für Studierende und Mitarbeiter*innen statt. Dafür lud das BIOZENTRA den professionellen Sensenlehrer Lars Lange von Senseningenious aus Coswig ein.
Rostig und brandgefährlich?!
„Finger weg! Die ist gefährlich und nichts für Kinder!" – So kennen die meisten Menschen die Sense: als rostiges Relikt aus Opas Scheune, manchmal begleitet von Schauergeschichten über schlimme Verletzungen bei der gemeinsamen Mahd. Leider ist dies oft die erste und letzte Erfahrung mit der Sense, berichtet Sensenlehrer Lars Lange. Genau das erzählten auch die Teilnehmenden des Workshops.
Doch warum sollten wir die Sense überhaupt aus der Scheune holen, um eine Wiese zu mähen, wenn das ein Mähroboter doch auch von selbst macht?
Die grüne Wüste ist im Sommer braun
Wenn wir an Rasenmähen denken, kommt uns vielleicht der penibel gepflegte „Englische Rasen" der Einfamilienhäuser in den Sinn. Diese Mode stammt aus den Gärten des britischen Adels ab dem 18. Jahrhundert und sollte Wohlstand demonstrieren – so reich, dass man sich eine unproduktive Rasenfläche leisten konnte.
Heute übernehmen praktischerweise Mähroboter die mühsame Mahd. Der Nachteil? Mit der häufigen Mahd kommen nur Gräser zurecht. Selbst ein Gänseblümchen wirkt da wie eine exotische Oase im Meer aus grünem Gras.
Aus ökologischer Sicht ist so ein Rasen tot. Kein Lebensraum für Blütenpflanzen, keine Nahrung für Schmetterlinge, Wildbienen und andere Insekten. Artenvielfalt? Fehlanzeige. Und im Zuge zunehmender Sommertrockenheit zeigt sich der schöne Englische Rasen von seiner weniger schönen Seite: braun und vertrocknet.
Die richtige Mahd schafft Vielfalt
Doch wer jetzt denkt, für die Artenvielfalt sei es am besten, das Mähen ganz sein zu lassen, ist auf dem Holzweg. Im Gegenteil: Möchte man Wiesen in artenreiche Blütenmeere verwandeln, muss man mähen!
Ohne Mahd schreitet die sogenannte Sukzession voran – die natürliche Entwicklung der Vegetation. Zunächst breiten sich Gräser wie das Landreitgras aus, die ziemlich artenarme Bestände bilden. Dann folgen Sträucher, Pionierbäume und in relativ kurzer Zeit entsteht ein junger Wald.
Die Arten auf unseren Wiesen haben sich über Jahrtausende an Beweidung durch Nutztiere und Mahd angepasst. Wiesen sind mitunter die artenreichsten Lebensräume Mitteleuropas. Auf einer artenreichen Wiese können weit über 30 Arten pro Quadratmeter vorkommen, auf den wertvollsten Flächen sogar bis zu 90 Arten. Hier finden seltene Pflanzen wie Orchideen und zahlreiche Insekten Lebensraum. Im Vergleich: Im Rasen finden sich meist weniger als 5 Arten, auf intensiv genutzten Wiesen etwa 10 Arten pro Quadratmeter.
Für den Erhalt dieser artenreichen Flächen ist eine extensive Mahd mit ein bis zwei Schnitten im Jahr essentiell. Doch was macht die Sense so besonders gut für die naturschutzgerechte Wiesenpflege?
Insektenfreundlich, leise und nachhaltig
Eine Langgraswiese mähen – das ist nichts für Mähroboter oder kleine Akku-Rasenmäher. Doch auch im größeren Maßstab lohnt es sich, den Profi-Aufsitzrasenmäher stehenzulassen und stattdessen die Sense zu schwingen.
Der Grund: Das drehende Schneidwerk macht nicht nur die Pflanzen einen Kopf kürzer, sondern leider auch alle Insekten, die in der Wiese leben – Schmetterlingsraupen, Grashüpfer und viele mehr. Bei der Mahd mit der Sense hingegen gibt es meist keine großen Verluste zu beklagen. Das macht die Sense besonders wertvoll für die Pflege artenreicher Flächen. Auch feuchte Flächen, die mit Maschinen schlecht zu befahren sind, können problemlos mit der Sense gemäht werden.
An die Sense und los!
Nach der Einleitung zur Geschichte, dem Aufbau und der Technik der Sensenmahd ging es für die Kursteilnehmenden ans Eingemachte. Erst muss der Sensenbaum – das Holzgestell – richtig auf die Körpergröße des Sensemanns oder der Sensenfrau eingestellt werden, sonst leidet der Rücken. Dann wird das Sensenblatt – die Klinge – mit dem Schloss an den Sensenbaum angeschraubt. Aber im richtigen Winkel, sonst mäht die Sense nicht richtig.
Nach ein paar Trockenübungen zur Körperhaltung und zum Schwung ging es ans Mähen. Die Kursteilnehmenden wurden schnell warm, und immer schneller fiel ein Wiesenstreifen nach dem anderen.
Auf der Wiese am Hauptcampus der HTWD wurde schnell klar: Mit der richtigen Technik ist das Sensenmähen weder gefährlich noch übermäßig anstrengend. Vielmehr entsteht ein meditativer Rhythmus, begleitet nur vom leisen Zischen der Sense durch das Gras. „Es hat etwas sehr Meditatives", berichtete eine Teilnehmerin begeistert. Auch die anderen Kursteilnehmer hatten viel Spaß, und es war häufiger zu hören: „Jetzt muss ich mir auch eine Sense zulegen!“
Dengeln: Die Kunst des Schärfens
Zum Abschluss des Workshops gab es noch eine Erläuterung und Demonstration, wie man eine Sense dengelt, um sie zu schärfen. Dabei treibt man das Metall an der Schneide des Sensenblattes auf einem speziellen Dengelbock mit einer Metallkante mithilfe eines Dengelhammers fein aus. Mit viel Übung wird die Schneide rasiermesserscharf. Eine scharfe Sense spart Kraft und macht mehr Spaß, so Sensenlehrer Lars Lange.
Das Tolle an dieser Technik: Es geht kaum Material verloren, anders als beim Schleifen. Eine gut gepflegte Sense kann von Generation zu Generation weitergereicht werden. Das ist nachhaltig.


Alte Technik, neue Wertschätzung
Wer Artenvielfalt fördern möchte, muss nicht immer auf moderne Technik setzen. Manchmal ist das Werkzeug aus Opas Scheune – richtig geschärft und eingesetzt – genau das Richtige.
Wir danken Lars Lange für die fachkundige und kurzweilige Einführung in die Kunst des Sensenmähens und allen Teilnehmenden für ihr Engagement. Die nächste gemeinsame Mahd kommt bestimmt!
veröffentlicht am 09.10.2025, von Nico Beier
Zeitraum
04.06.2025
Ort
Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden
Friedrich-List-Platz 1
01069 Dresden
Veröffentlichungsdatum
09.10.2025
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