„Sturm über Chemnitz“ gewinnt Coburger Medienpreis
Das multimediale Rechercheprojekt von 17 Medienstudierenden über die Aufarbeitung der Proteste im Chemnitz im Jahr 2018 erhält renommierten Preis.
Mit „Sturm über Chemnitz“ haben Medienmanagement-Studierende der Hochschule Mittweida die Proteste und die Eskalation in der Chemnitzer Innenstadt nach dem Totschlag an Daniel Hillig im August 2018 journalistisch aufgearbeitet. Das Projekt ist am 22. April 2021 mit dem 8. Coburger Medienpreis 2020 ausgezeichnet worden. Das Mittweidaer Projekt setzte sich in der Kategorie „Nachwuchs national“ gegen journalistische Beiträge unter anderen aus den Redaktionen überregionaler Tageszeitungen wie FAZ und Süddeutsche Zeitung durch.
Jury-Mitglied Dr. André Haller von der FH Kufstein überzeugte am „eindrucksvollen Digitalprojekt“ unter anderem, in welch „beeindruckender Art und Weise sich die Studierenden an das schwierige Thema herangewagt“ haben.
Bei diesen und ihrem Professor herrscht große Freude. Professor Janis Brinkmann hatte das Projekt im Rahmen des Moduls News Journalism wissenschaftlich betreut. Er sagt zur Auszeichnung: „Die Jury-Entscheidung bestätigt, dass unsere Studierenden nicht nur mithalten können, sondern auch im Vergleich mit etablierten jungen Kolleginnen und Kollegen professioneller Medienhäuser Standards setzen. Ich freue mich, dass der Einsatz und die Leistung der Studierenden um die studentischen Projektleiter Annika Braun, Lisa Müller, Julia Walter, Alexander Grau und Nicolai Hackbart ein weiteres Mal gewürdigt wurden.“ Das Projekt war im Jahr 2020 bereits für den Alternativen Medienpreis und den Gutenberg-Recherchepreis für Nachwuchsjournalisten nominiert.
Für „Sturm über Chemnitz“ recherchierten die 17 Studierenden der Studienrichtung Digital Media & Journalism im Studiengang Medienmanagement der Hochschule Mittweida während des Sommersemesters 2019 über sechs Monate von der hochschuleigenen Redaktion aus. Sie sichteten, prüften und ordneten die Informationen ein und bereiteten diese in Form einer multimedialen Website publikationsreif auf. Dabei führten sie Interviews mit Experten und Zeugen, begleiteten sie mit Audio und Video.
Recherche rechter Strukturen
Das Thema selbst ist auch nach zwei Jahren noch aktuell. Die Recherche zielt über die damaligen Ereignisse hinaus vor allem darauf, Muster und Strukturen rechter Kräfte in Deutschland offenzulegen. Im Jahr einer Bundestagswahl und wichtiger Landtagswahlen trägt die Preisvergabe auch dazu bei, das Thema auf die mediale Agenda zu bringen, gerade weil die Corona-Pandemie viele andere Themen in den Hintergrund gedrängt hat.
Ebenfalls mehr als ein Nebeneffekt ist der Erfolg beim Coburger Medienpreis für die Studierenden: In der schwierigen Bewerbungssituation, in der sich der journalistische Nachwuchs aktuell und verschärft durch die Pandemie befindet, kann die Auszeichnung mit einem renommierten Preis einen entscheidenden Unterschied ausmachen.
Die Nachfolgerinnen und Nachfolger der preisgekrönten Studierenden aus 2019 arbeiten unterdessen an eigenen Projekten. In einer redaktionellen Kooperation dokumentieren die Nachwuchsjournalisten anhand einer Geschichte, die jüngst mit dem Wächterpreis 2021 ausgezeichnet wurde, wie die Recherchen eines Lokaljournalisten der Frankfurter Rundschau entscheidend dazu beigetragen haben, den Todesfall eines Vierjährigen in Hanau im Umfeld einer Sekte aufzuklären. Die Kooperation ermöglicht exklusive Einblicke für die Studierenden in den „Maschinenraum“ investigativer Storys, die sie dann für eigene Recherchen nutzen können. „Diese realitätsnahe Arbeit ist ein Prinzip der akademischen Medienausbildung in Mittweida“, sagt Brinkmann und gibt im Blick auf die gesamte journalistische Zunft zu: „Die Pandemie ist eine massive Einschränkung für den Recherchejournalismus, insbesondere was die Inaugenscheinnahme vor Ort und die Treffen mit Informanten angeht“.
Der Coburger Medienpreis
Über 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten sich für den 8. Coburger Medienpreis 2020 Oberfranken des Medienclub Coburg e.V. beworben. Der Preis wird alle zwei Jahre vergeben. Für herausragende Arbeiten werden die Auszeichnungen in den drei Kategorien „Nachwuchs“, „Wellenschläger“ und „Schöpfung“ jeweils als Coburger Medienpreis National und als Medienpreis Oberfranken verliehen. Die Verleihung fand am 22. April 2021 online statt. Zunächst sollte die im Frühjahr 2020 coronabedingt abgesagte Preisverleihung im Rahmen einer großen Gala später nachgeholt werden. Weitere Informationen und der Link zum Video von der Preisverleihung („Sturm über Chemnitz“ ab etwa 12’00“) finden sich auf der Seite des www.medienclub-coburg.de.
Professor Janis Brinkmann steht Ihnen gern für Fragen zum Projekt zur Verfügung. Seine Kontaktdaten finden Sie im Saxony5-Transferportal.
Der Artikel erschien zuerst auf der Homepage der Hochschule Mittweida
Text: Helmut Hammer; Bilder: Fakultät Medien der HSMW
veröffentlicht am 29.04.2021,
Veröffentlichungsdatum
29.04.2021