Nachlese: Green Transition Conference 2024

Wirtschaft und Biodiversität?

Stabile, gesunde Ökosysteme bilden die unverzichtbare Basis für unser Überleben, Wohlergehen und unseren Wohlstand. Der dramatische Verlust der biologischen Vielfalt weltweit bedroht auch die Grundlage unserer Wirtschaft.

Unsere Gesellschaft hat sich durch die Ratifizierung des Übereinkommens zur Biologischen Vielfalt (CBD) verpflichtet, den Verlust biologischer Vielfalt zu stoppen. Mit dem „European Green Deal“ werden schrittweise Regelungen und Richtlinien für eine nachhaltige Transformation getroffen und verabschiedet.

Die EU-Taxonomie spielt dabei eine entscheidende Rolle, indem sie Wirtschaftsaktivitäten danach klassifiziert, ob sie im Einklang mit Umweltzielen stehen oder nicht. Das „Do-No-Significant-Harm-Prinzip“ stellt sicher, dass Umweltziele erreicht werden, ohne andere Umweltziele zu beeinträchtigen. Diese Herangehensweise leitet Investitionen in Wirtschaftsaktivitäten, die für eine grüne Transformation benötigt werden

Die Green Transition Conference

Am 26.01.24 fand die Green Transition Conference an der HTWD in Dresden unter dem Thema "Biodiversitätsmanagement als Wettbewerbsvorteil im Kontext der EU-Taxonomie?", mit knapp 50 Teilnehmern aus Unternehmen, wissenschaftlichen Institutionen, Hochschulen und Behörden statt. Das Ziel der Veranstaltung: Unternehmer, Betriebswirtschaftler und Ökologen zusammenbringen, um über den Schutz von biologischer Vielfalt in Austausch zu treten. Organisiert wurde die Veranstaltung gemeinsam vom Transferzentrum für Biodiversität - BIOZENTRA und der Professur für Betriebswirtschaftslehre insb. Umweltmanagement  (Prof. Dr. Remmer Sassen) des Internationalen Hochschulinstituts (IHI) Zittau der Technischen Universität (TU) Dresden

Grußworte von der Rektorin der HTWD

Eröffnet wurde die Konferenz mit Grußworten von der Rektorin der HTWD, Frau Prof. Dr. Kathrin Salchert, in denen sie die Bedeutung der Nachhaltigkeit für unsere Gesellschaft und der Hochschulen für die Erforschung von innovativen Lösungen sowie für die Ausbildung von Fachkräften für diese gesellschaftlichen Aufgaben hervorhob.

Einführende Vorträge von den Organisatoren der Veranstaltung

Im Anschluss führte Prof. Dr. Arne Cierjacks (Leiter des Transferzentrums für Biodiversität Sachsen - BIOZENTRA, Dekan der Fakultät Landbau/Umwelt/Chemie) mit einem einleitenden Vortrag in das Thema der Konferenz ein. Dabei ging er zunächst grundsätzlich auf das Thema der biologischen Vielfalt und bestehende völkerrechtliche Verpflichtungen und Strategien zum Erhalt biologischer Vielfalt auf nationaler sowie regionaler Ebene ein und stellte zudem die Arbeit des BIOZENTRA vor. Seinen Vortrag endete mit einer Einführung in die EU-Taxonomie und den Herausforderungen in Bezug auf die Reportingfähigkeit in Bezug auf die biologische Vielfalt.

In seinem Vortrag "Herausforderungen der Biodiversitätskrise für Wirtschaft und Gesellschaft" ging Prof. Dr. Remmer Sassen (Mitorganisator der Green Transition Conference und Inhaber des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Umweltmanagements am IHI Zittau) auf die Folgen des Biodiversitätsverlusts und der dadurch resultierenden Gefährdung von essenziellen Ökosystemleistungen für die daraus resultierenden Risiken für die Wirtschaft ein. Weiterhin ging er auf Notwendigkeit eines unternehmerischen Biodiversitätsmanagements ein und illustrierte anhand von konkreten Praxisbeispielen, welche Synergieeffekte erfolgreiches Biodiversitätsmanagement in Form von z. B. Risikominimierungen, Kostensenkungen oder Reputations- oder Markenwertsteigerungen entfalten kann.

Kaffeepause, Networking und Führungen durch die Fabrik der Zukunft

Nach dem Vortrag von Prof. Dr. Sassen folgte eine Pause, bei der die Tagungsgäste bei einem Kaffee, die Möglichkeit nutzten, um sich miteinander zu vernetzen und mit den Referenten ins Gespräch zu kommen. Zudem hatten die Gäste in den Pausen der Tagung die Möglichkeit, die "Industrie 4.0 Modellfabrik" der Arbeitsgruppe Smart Production Systems (Saxony⁵ Resiliente Fertigung) zu besichtigen. Gemeinsam erläuterten Pia Bielitz und Nicole Jäpel dabei die Wechselwirkungen zwischen Wandlungsfähigkeit in der Produktion und Ressourcenschonung und veranschaulichten anhand der entwickelten Demonstratoren konkrete Praxisbeispiele für das Zusammenspiel zwischen Wandlungsfähigkeit und Nachhaltigkeit.

Perspektive aus der Betriebswirtschaftslehre und der Unternehmensberatung

Nach der Kaffeepause begann mit dem geteilten Vortrag "Unternehmen im Wandel – Beitrag der Betriebswirtschaftslehre im Transformationsprozess" von Prof. Dr. René Thamm (Professur Internes Rechnungswesen, Finanz- und Umweltcontrolling, HTWD) und Prof. Dr. Swen Günther (Professur für Prozess- und Innovationsmanagement / Betriebswirtschaftslehre, HTWD)  der zweite Vortragsblock der Green Transition Conference. In seinem Vortragsteil ging Prof. Dr. Rene Thamm auf ein, dass die Findung eines guten Trade-offs zwischen der finanziellen Performance eines Unternehmens und der Nachhaltigkeit bedarf. Dabei unterstrich er, dass es für eine erfolgreiche nachhaltige Transformation auch konkreter Anreizsysteme für das Management in Unternehmen bedarf und einer greifbaren Indikatorik. Anschließend gab Prof. Swen Günther eine Einführung dazu, wie die iterative Verbesserung mit der Orientierung an natürlichen Evolutionsprozessen zur Optimierung von komplexen Fertigungsprozessen und somit auch zur Ressourcenschonung und zu Nachhaltigkeit beitragen kann.

Danach präsentierte Thomas Schlomski (Geschäftsführer der Unternehmensberatung Kemper & Schlomski GmbH) seine Perspektive auf das Thema Biodiversität im Kontext von Unternehmen aus seiner reichen Erfahrung in der Unternehmensberatung. Zudem stellte er das mit der UN-Dekade für biologische Vielfalt ausgezeichnete "Bienenwald"-Projekt des Landgut Kemper & Schlomski vor und wie Unternehmen in Biodiversität investieren könnten. Seinen inspirierenden Vortrag können Sie unter folgendem Link in voller Länge kostenlos ansehen: Hier geht's zur Aufzeichnung!

Nach dem zweiten Vortragsblock folgte eine einstündige Mittagspause. Während des leckeren Mittagessens nutzten die Gäste intensiv die Möglichkeiten, sich zu untereinander zu vernetzen und sich angeregt mit den Referenten auszutauschen. Auch in dieser Pause hatten die Gäste die Wahl, an einer Führung durch die Modellfabrik Industrie 4.0 teilzunehmen.

Modernisierung der Wirtschaftsberichterstattung und die Perspektive von Unternehmen

Mit dem Vortrag von Dr. habil. Karsten Grunewald (Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Projektleiter am Leibnitz-Institut für ökologische Raumentwicklung, Dresden)  zum Thema "Wertschätzung von Biodiversität zur Modernisierung der Wirtschaftsberichterstattung in Deutschland" startete der letzte Vortragsblock der Green Transition Conference. In seinem Vortrag berichtete er vom interdisziplinären Projekt "Bio-Mo-D", welches gemeinsam mit Praxispartnern, z. B. Unternehmen wie BASF durchgeführt wurde. Seinen spannenden Vortrag können Sie unter folgendem Link in voller Länge kostenlos ansehen: Hier geht's zur Aufzeichnung!

Zuletzt präsentierte Pascal Bunk (Biodiversitätsmanager Knauf Gips KG) aus der Perspektive des Unternehmens Knauf Gips KG, ein Großunternehmen mit weltweit über 40 000 Mitarbeitern im Segment mineralische Baustoffe und Bergbau. Zudem zeigte er aber auch die Probleme auf, die durch die umfangreichen Berichtspflichten ergeben. Dabei berichtete er auch von den aktiven Maßnahmen des Unternehmens, wie durch innovative Maßnahmen wie z. B. "Natur auf Zeit" die Auswirkungen auf die Biodiversität beim Abbau mineralischer Rohstoffe minimiert werden sollen. Die Firma Knauf gehört im Hinblick auf das Biodiversitätsmanagement zu den Vorreitern. Das Unternehmen ist Mitglied in der bundesweiten Unternehmensinitiative "Biodiversity in Good Company", die Pascal Bunk zugleich als stellvertretender Vorsitzer vorstellte. Seinen interessanten Vortrag können Sie unter folgendem Link in voller Länge kostenlos ansehen: Hier geht's zur Aufzeichnung!

Der Höhepunkt der Veranstaltung : Die Paneldiskussion

Den Abschluss und zugleich den Höhepunkt der Veranstaltung bildete eine Paneldiskussion, bei denen moderiert von Nico Beier (Transferzentrum für Biodiversität Sachsen - Biozentra) die Referenten: Prof. Dr. Arne Cierjacks, Dr. Karsten Grunewald, Thomas Schlomski, Pascal Bunk sowie Lisa Junge und Vera Braun aus der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Remmer Sassen teilnahmen. Die Diskussion und die Atmosphäre war äußerst konstruktiv. Der Grundtenor der Diskussion:

  • Es muss mehr für den Schutz biologischer Vielfalt unternommen werden, und Unternehmen müssen dafür in Pflicht genommen werden.
  • Hemmnisse für die Unternehmen (z. B. steuerlicher Natur) um aktiv in den Schutz biologischer Vielfalt zu investieren müssen abgebaut werden.
  • Die Berichtspflichten sind wichtig für die Transparenz, auch um "Green Washing" zu vermeiden, jedoch müssen diese entschlackt werden und es müssen effektive Indikatoren etabliert werden, die die Auswirkungen von Wirtschaftstätigkeiten effektiv widerspiegeln, damit das Biodiversitätsmanagement effektiviert wird.
  • Es müssen Anreizsysteme etabliert werden, damit Unternehmen mehr in den Schutz biologischer Vielfalt investieren und aktiv werden.

Als Veranstalter und Organisatoren danken wir unseren Referenten für ihr Engagement und unseren Gästen herzlich für die Teilnahme an unserem konstruktiven Dialog.

Aufgrund von technischen Problemen bei der Aufnahme sind leider nur die angegebenen Mitschnitte verfügbar. Wir bitten dies herzlich zu entschuldigen. Die Präsentationen der Referenten werden in Kürze für den Download bereitgestellt.

veröffentlicht am 26.01.2024, von Nico Beier

Ort

Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden
Friedrich-List-Platz 1
01069 Dresden

Veröffentlichungsdatum

26.01.2024

Kontakt

Nico Beier, M. Sc.

Projektmitarbeiter

Tel.: +49 351 462 3948

Schlagwörter

Führung, Tagung

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